Wenn in Verbindung mit Hunden von geistiger Beschäftigung gesprochen wird, denken die meisten sofort an Hundesport, Nasenarbeit, Intelligenzspiele usw. Und in der Tat machen in der heutigen Zeit die oben angeführten Teilbereiche einen Großteil der geistigen Herausforderungen von Hunden aus. Was jedoch meist vergessen wird, sind die alltäglichen Aufgaben, mit denen unsere Vierbeiner konfrontiert werden, die für uns oft selbstverständlich sind. Doch gerade wenn wir in alltäglichen Situationen mit Achtsamkeit agieren und unsere Hunde im richtigen Maß fördern, verbessern wir die Beziehungsqualität enorm.

Das Gehirn...

Das Gehirn von Säugetieren besteht neben Wasser zu einem Großteil aus Fett. Nicht umsonst sprechen wir bei Intelligenz von "Hirnschmalz". Trotzdem arbeitet das Gehirn in gewisser Weise wie ein Muskel, denn es wächst mit seinen Aufgaben wie Muskeln unter Belastung. Während jedoch Muskeln an Volumen gewinnen, entstehen im Gehirn immer mehr Verknüpfungen und die Vernetzung nimmt zu. So werden Erfahrungen abgespeichert, Problemlösungsstrategien entwickelt, Situationen mit Reizen oder Emotionen verknüpft usw.

Der Grundstein für die richtige Arbeitsweise des Gehirns wird bei Hunden bereits im Welpenalter gelegt. Je mehr Vernetzungen frühzeitig im Kopf eines Welpen entstehen, desto leistungsfähiger wird das Gehirn. Später in der Pubertät findet abermals eine Umbauphase statt. Hierbei werden die bis dahin entstandenen Verknüpfungen nochmals auf deren Notwendigkeit überprüft und gegebenenfalls aufgelöst. Die danach entstandene Basis kann man durchaus als den Intelligenzquotienten eines Hundes bezeichnen, denn dieses Fundament bestimmt, wie gut, leicht und schnell ein Hund in Zukunft lernt. Sowohl Unter- als auch Überforderung im ersten Lebensjahr können sich daher negativ auf die Entwicklung unseres Vierbeiners auswirken.

Von der Unter- und Überforderung eines Welpen...

Die beste Art, das Gehirn eines Welpen zu stimulieren ist, ihn täglich neuen und spannenden Situationen auszusetzen, wobei wir Menschen immer unterstützend zur Seite stehen müssen, um dem Welpen Sicherheit zu geben. Egal ob dies zu Beginn das Kennenlernen des neuen Zuhauses, ein kurzer Spaziergang im Wald über Stock und Stein, das Zusammentreffen mit fremden Menschen und Tieren oder eine Fahrt mit dem Auto ist... für einen Welpen ist jede neue Situation eine Herausforderung, bei der Verknüpfungen im Gehirn entstehen und das Vertrauen in uns Menschen als Partner gestärkt wird. Verzichten wir in dieser wichtigen Zeit auf Sozialisierung und neue Umweltreize, kann dies sowohl die Mensch-Hund-Beziehung nachhaltig schwächen als auch das Selbstvertrauen und die Lernfähigkeit unseres Vierbeiners deutlich herabsetzen.

Doch auch die Überforderung des Welpen kann fatale Folgen haben, denn ein Hund braucht genug Ruhe, um neue Erfahrungen verarbeiten zu können. Nicht umsonst schläft ein 8-10 Wochen alter Welpe bis zu 20 Stunden täglich. Nervosität, Hyperaktivität als auch Vertrauensverlust in uns als Partner können daraus resultieren. Hier je nach Rasse, Charakter und Energieniveau des Welpen das richtige Maß zu finden, ist die größte Herausforderung, der wir in dieser Zeit gegenüber stehen. Hierbei kann uns als Richtwert sowohl die 5-Minuten-Regel dienen als auch ein kompetenter Hundeverhaltensberater helfen.

Lernen im Alltag...

Wir wissen jetzt, wie wichtig die ersten Wochen und Monate im Leben eines Welpen bzw. Junghundes sind. Doch was tun, wenn wir einen bereits erwachsenen Hund bei uns aufnehmen und nicht davon ausgehen können, dass er eine gute Kinderstube genossen hat?

Im Grunde gilt das Gleiche wie bei Welpen, jedoch brauchen wir bei ausgewachsenen Hunden noch mehr Geduld und Einfühlungsvermögen als bei jüngeren Artgenossen. Gerade bei Straßenhunden und Hunden aus dem Tierheim müssen wir sehr viel Verständnis für die bisherige Situation dieser Tiere aufbringen. Weiters muss uns bewusst sein, dass man auf eine unzureichende geistige Basis nur sehr wackelig aufbauen kann. Ein Hund, der in jungen Jahren unzureichend geistig gefördert wurde, wird als Erwachsener langsamer lernen. Hier müssen wir uns an unseren vierbeinigen Gefährten anpassen und unseren Ehrgeiz sowie unsere Ungeduld hinten anstellen.

Wichtig ist, dass wir niemals damit aufhören, unseren Hunden neue Dinge zu zeigen. Neben der geistigen Fitness stärken regelmäßige kleine Abenteuer die Bindung zu uns Menschen enorm. Und auch für uns Menschen wird es dadurch niemals eintönig. Neue Orte als Team zu erkunden, Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen und auch noch Spaß dabei zu haben, sind wertvolle Bausteine für eine gesunde Hund-Mensch-Beziehung. Wer darauf verzichtet, der verzichtet mitunter auf die schönsten Momente im Leben mit seinem Hund.