Wenn man zehn  Menschen bittet, mit ihrem Hund zu spielen, wird man zehn verschiedene Spiele beobachten können. Jeder Mensch spielt anders und auch jeder Hund hat Vorlieben. Was viele von uns jedoch nicht wissen ist, dass Spiel aus hündischer Sicht klaren Regeln folgt. Nur so erkennen Hunde untereinander, ob es auch tatsächlich Spiel ist. Diese Spielregeln als Mensch zu kennen und auch im Spiel umzusetzen, wird die Beziehung zu unseren Hunden auf ein Niveau heben, das wir uns nie zu erträumen gewagt haben.

Ballspielen und Co...

Wenn wir zwei Hunde aufmerksam bei einem ausgelassenen Spiel beobachten, wird schnell klar, dass unser Stöckchen bzw. Bällchen werfen oder Gegenstände verstecken nichts mit Spiel aus der Sicht von Hunden zu tun hat. Das bedeutet jedoch nicht, dass die oben beispielhaft angeführten Tätigkeiten falsch sind... Sie sind nur kein Spiel, sondern fallen in die Bereiche BESCHÄFTIGUNG und TEAMWORK.  Wenn wir es schaffen, die feine Trennlinie zwischen Spiel und anderen Tätigkeiten zu erkennen und zu verstehen, haben wir bereits viel gelernt.

Spielarten...

Doch nun zurück zu den zwei spielenden Hunden. Welche Spielarten gibt es zu entdecken? Da wäre zu allererst das Laufspiel. Diese Spielsequenz bezeichnen viele Hundehalter oft als die verrückten fünf Minuten ihres Hundes. In Wahrheit ist dieses Verhalten bereits eine Spielsequenz und ein zweiter anwesender Hund wird, wenn ihm die Umgebung sicher und der Zeitpunkt als günstig erscheint, in das Laufspiel mit einsteigen. Dann werden Haken geschlagen, Tempo- und Richtungswechsel vollzogen usw. Weiter kann es dann mit einem Rollentausch gehen, wo der Jäger plötzlich zum Gejagten wird oder die Spielart wird geändert. Zum Beispiel kann aus einem ausgelassenen Laufspiel ein körpernahes Raufspiel werden, oder ein Objekt wird ins Spiel miteinbezogen und ein Zerrspiel beginnt. Leider werden diese Verhaltensweisen von uns Menschen einerseits oft unterbunden, da sie für ungeübte Augen nach Aggression aussehen und wir noch dazu gelernt haben, dass Zerrspiele nicht in Ordnung sind. Andererseits gibt es mindestens genauso viele Menschen, die nicht erkennen, dass ein vermeintliches Spiel gar kein Spiel ist und man die Aufgabe hätte, die Situation zu entschärfen.

Klare Spielregeln...

Um Missverständnisse zu vermeiden und als vollwertige Spielpartner unserer Hunde anerkannt zu werden, müssen wir die Regeln lernen, unter denen Spiel möglich wird.

1. Sicherer Raum

Sowohl Mensch als auch Hund müssen den Spielort als sicher erachten. Ein ausgelassenes Laufspiel neben einer stark befahrenen Straße wird uns Menschen eher nervös machen, als uns in Spiellaune zu versetzen. Ebenso können einem Hund unbekannte Orte oder diverse Umwelteinflüsse nicht geheuer sein. Unter diesen beispielhaft angeführten Voraussetzungen wird kein Spiel möglich sein. Deswegen eignen sich zu Beginn ein großer, eingezäunter Garten oder vertraute Plätze ohne störende Einflüsse von außen, wo beide abschalten und das Spiel in vollen Zügen genießen können.

2. Kontrolle abgeben

Im Spiel gibt es keine Rangordnung. Man begegnet seinem Hund auf Augenhöhe als gleichwertiger Spielpartner. Dies bedeutet für uns: Keine Kommandos und kein Loben oder Tadeln des Hundes. Ein Spiel ist nur dann ausgelassen, wenn wir unserem Hund nicht ständig sagen, was zu tun und was zu unterlassen ist. Stattdessen fangen wir am besten damit an, unseren Hund zu beobachten, seine Körpersprache zu imitieren und einfach Spaß zu haben.

3. Rollen- und Spielwechsel

Einseitiges Spiel ist kein Spiel. Unter Hundekundigen wird Einseitigkeit auch als Mobbing bezeichnet. Hündisches Spiel lebt von der Variabilität. Je öfter man in unterschiedliche Rollen schlüpft, desto spannender bleibt das Spiel. Außerdem erkennt der Hund so, dass es auch wirklich Spiel ist. Gerade wenn wir unseren Hund im Alltag mit vielen Kommandos führen, Verhalten ständig perfektionieren wollen und wenig Spielraum für hündisches Verhalten lassen, wird unser Vierbeiner zu Beginn sehr skeptisch auf unser Spielverhalten reagieren und immer wieder nachfragen, ob wir es auch wirklich so meinen. Hierbei ist viel Geduld und Einfühlungsvermögen von unserer Seite gefragt! Wenn wir jedoch gelernt haben, auf eine Spielaufforderung seitens unseres Hundes einzugehen oder wir ungekehrt unseren Hund zu einem Spiel motivieren können, läuft bereits vieles ausgezeichnet. Noch besser wird es, wenn wir im Spiel spontan auf Veränderungen reagieren können. Beispielsweise könnte aus einem Laufspiel ein körpernahes Raufspiel werden oder unser Vierbeiner schnappt sich einen Stock und will, dass wir uns anstrengen, um ihm seine Beute abzujagen.

4. Spannung und Pausen

Wenn sich zwei Hunde im Spiel gegenüberstehen, kann man die Spannung fast wie ein Knistern in der Luft spüren. Wer läuft zuerst? In welche Richtung wird es weitergehen? Wer macht den ersten Schritt? Solche Situationen sind unheimlich wichtig im Spiel. Man könnte es fast wie eine stille Absprache zwischen den Spielpartnern deuten... Und genau darauf läuft es hinaus, denn solange es Absprachen gibt, ist es auch Spiel. Auch wird die Spannung wieder gesteigert, um das Spiel am Laufen zu halten.

5. Spaß und Freude

Wie oft lachen wir über die Grimassen und übertriebenen Bewegungsabläufe im Spiel zwischen Hunden? Weit aufgerissene Augen und Mäuler, übertriebenes Zähnezeigen, gegenseitiges An- und Umrempeln, Purzelbäume sowie übertriebene Lautäußerungen lassen klar erkennen, dass die Spielpartner einfach nur gemeinsam Spaß haben. Auch wir müssen lernen, uns so ausgelassen zu benehmen, um mit Hunden wirklich spielen zu können. Weder muss uns solch ein Verhalten peinlich sein, noch müssen wir uns dafür rechtfertigen. Wenn wir während eines Spiels mit unserem Vierbeiner lauthals lachen können während wir uns auf allen Vieren durchs Gemüse kämpfen, dann haben wir den Punkt erreicht, an dem äußere Einflüsse nicht mehr wichtig sind.

Spiel und Beziehung...

Wenn Spiel zwischen Mensch und Hund eine wie oben beschriebene Intensität und Vertrautheit erreicht hat, sind wir im Hundehimmel. Wie in Trance blenden wir dann die Welt um uns herum aus. Dann gibt es nur mehr uns und unseren Hund, die gemeinsam Spaß haben. Diese Art der Beziehung ist weder durch Ausbildung und Erziehung, noch durch schmackhafte Leckerlis zu ersetzen. Wenn pures Vertrauen, Kommunikation ohne Worte und Freude am Leben vorherrschen, wird alles andere verblassen. Diese Art der Beziehung zu unseren Hunden werden wir nur dadurch erreichen, dass wir zu einem vollwertigen Spielpartner werden. Sind wir bereit dafür?

Wenn Sie lernen wollen, ehrlich mit Ihrem Hund zu spielen, können Sie gerne einen Termin mit unserem Partner Christopher Petschka, Hund-Mensch-Begleiter, via KONTAKTFORMULAR oder per E-Mail an info@ganzheitliches-hundewesen.at vereinbaren.